Der amerikanische Comedian, Regisseur, Autor, Sänger und Songwriter Bo Burnham, geboren am 21.08.1990 unter dem Namen Robert Burnham in Massachusetts, ist einer der tiefgründigsten Comedians Amerikas.
Begonnen hat seine Karriere im Dezember 2006, als er sein erstes Lied "My Whole Family..." auf YouTube veröffentlichte, welches bis heute über 9,7 Millionen Aufrufe hat. Burnham begann weitere Songs auf der Plattform hochzuladen, die immer erfolgreicher und bekannter wurden und im Juni 2008 erschien schließlich seine EP "Bo Fo Sho". 2013 brachte er sein drittes Album "what." heraus und sein, fürs erste, letztes Album "Make happy" publizierte er 2016.
Seine Shows zu "what." und "Make happy" wurden auf Netflix und YouTube veröffentlicht, so dass man sie sich jederzeit anschauen kann.
Neben seiner Karriere als Comedian und Singer-Songwriter begann Burnham Drehbücher zu schreiben und veröffentlichte 2010 seine Serie "Zach Stone is gonna be famous", die allerdings nach der ersten Staffel abgesetzt wurde und somit am 26.06.2013 ein Ende fand.
Sein Buch "Egghead: Or, you can't survive on ideas alone" brachte er 2013 heraus und am Freitag, dem 19.01.2018 wurde sein neuer Film "Eighth Grade", zu dem er das Drehbuch schrieb und Regie führte, auf dem Sundance Film Festival erstmalig vorgeführt. Der Film behandelt das Thema des Erwachsenwerdens im Zusammenhang mit der Nutzung sozialer Medien, Ängsten und der Frage, wie wir eigentlich von unseren Mitmenschen wahrgenommen werden.
Doch was genau macht Bo Burnham nun so besonders, inwiefern unterscheidet er sich von anderen Comedians und kann ein Comedian überhaupt tiefgründig sein?
Nun, Bo Burnham behandelt in seinen Songs oftmals auch ernstere Themen, wie Homosexualität, Religion, Vergewaltigung oder die Künstlerbranche. Er macht dabei so geschickt von Ironie, Metaphern, Hyperbeln und Wortspielen Gebrauch, dass einem beim ersten Hören oftmals gar nicht auffällt, was für eine tiefgründige Botschaft das Lied eigentlich hat.
So handelt sein Song "From God's Perspective" (ein Lied aus der Perspektive von Gott) zum Beispiel davon, dass wir Menschen immer darauf hoffen nach unserem Tod einmal in den Himmel zu gelangen, allerdings nie auf die Idee kommen, dass das Leben auf der Erde bereits der Himmel sein könnte. Doch macht nicht bereits dieser Gedanke es einen Versuch wert? Die unterschiedlichen Religionen streiten sich Tag und Nacht darüber, wer von ihnen nun Recht hat, doch was, wenn Gott gar nicht an uns glaubt? Mit solchen Fragen regt der Künstler einen dazu an, sich mit dem Thema und anderen Sichtweisen auseinanderzusetzen und sich schlussendlich eine eigene Meinung zu bilden.
Das erste Lied bei dem einem die Ernsthaftigkeit des Comedians bewusst wird ist "ART IS DEAD". Dieses handelt von der Künstlerbranche und Burnhams Weg zur Berühmtheit. Und genau hier liegt auch die Ironie seiner Karriere, denn obwohl Burnham durch YouTube bekannt wurde, so stellt er sich nun gegen die Plattform. In "ART IS DEAD" vergleicht er sich selbst und alle anderen Comedians und/oder Schauspieler mit einem kleinen Kind, welches immerzu nach Aufmerksamkeit schreit. Genau diese Kinder werden später einmal als Comedians dafür bezahlt, dass sie nie gelernt haben, dass im Mittelpunkt stehen nicht immer das Wichtigste ist, sagt Burnham. Er kritisiert somit sein eigenes Dasein und meint, dass es nicht gerecht sei, ihn dafür zu bezahlen, dass er nie erwachsen geworden ist.
Er ist nicht zufrieden damit, wie seine Karriere verlaufen ist, nicht zufrieden mit der Welt, seinem Leben und sich selbst. Dies zeigt sich auch nochmal in seinem Kanye West Rant "Can't handle this", in welchem Burnham einen Burrito viel zu voll macht, woraufhin dieser letztendlich überquillt. Dieser Burrito steht metaphorisch für sein Leben. Er hat viel zu hohe Erwartungen, weswegen am Ende alles in reinem Chaos versinkt. Er erzählt davon, dass er sich nicht verstanden, nicht ernst genommen fühlt, dass er versucht seinem Publikum eine schöne Zeit zu bereiten, aber auf der anderen Seite auch sich selbst treu bleiben will. Zum Ende des Songs hin schreit der verzweifelte Comedian immer wieder "I don't think that I can handle this right now".
Mitten während einer seiner Shows weist Burnham plötzlich an, das Licht in der Halle einzuschalten. "Now we're all the same. I mean you're all facing this way still. [...] I was born in 1990 and I was sort of raised in America when it was so cult of self-expression. And I was just taught, you know, express myself and have things to say and everyone will care about them. And I think everyone was taught that and most of us found out no one gives a shit what we think. So we flock to performers by the thousands 'cause we're the few that have found an audience. And then I'm supposed to get up here and say, "Follow your dreams," as if this is a meritocracy? It is not, okay? I had a privileged life and I got lucky and I'm happy. They say it's... it's like „the me generation“. It's not. The arrogance is taught or it was cultivated. It's... it's self-conscious. That's what it is. It's the... It's conscious of self... Social media... it's just the market's answer to a generation that demanded to perform. So the market said "Here, perform everything to each other all the time for no reason." It is performer and audience melded together. What do we want more than to lie in our bed at the end of the day and just watch our life as a satisfied audience member? I know very little about anything, but what I do know is that if you can live without an audience... you should do it."
Und genau das ist es, was Bo Burnham so besonders macht, er spricht seine Gedanken frei heraus, auch wenn sie komplett dem widersprechen, was er tut.
2016 beendete Bo Burnham (fürs erste) seine Karriere als Comedian mit dem Song" Are you happy? ". In diesem fragt er den Zuhörer immer wieder ob dieser glücklich sei und kommt letztlich zu dem Schluss, dass er selbst nicht glücklich ist, da er immer wieder in Panik verfällt, sobald er auch nur ein bisschen unglücklich ist, als wäre ihm ein immerzu glückliches Leben geschuldet, obwohl er dieses gar nicht haben wollen würde, selbst wenn er könnte. Während des gesamten Liedes befindet sich Burnham in einem dunklen Zimmer, einzig und allein von einer kleinen Lampe auf dem Klavier beleuchtet. Er beendet das Lied jedoch nicht, sondern steht auf, öffnet die Tür und geht hinaus in den, vom Tageslicht erleuchteten, Garten, hin zu seiner Frau und seinem Kind.
Auch wenn sein Leben als Comedian ihn nicht so erfüllt hat, wie er es sich vorgestellt hat, so bleibt zu hoffen, dass er die Frage „Are you happy?“ irgendwann mit ja beantworten kann.
Stuck – Bo Burnham
"I’m stuck on this page and I want to break out.
So put me in your brain and walk about!"
Buchtipp: Egghead or,you can’t survive on Ideas alone von Bo Burnham; ISBN 978-1-455-51913-2